Download Free Audio of Ein Schatten bewegte sich am Rand seines Blickfeld... - Woord

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Ein Schatten bewegte sich am Rand seines Blickfelds und ein tiefes Knurren dröhnte in Marcs Ohren. Der Geruch nach Tier trieb ihm die Tränen in die Augen. Es war hier! Direkt hinter ihm! Marc wirbelte herum und hetzte die Straße entlang. Er hatte das Ding zwar nicht wirklich gesehen, doch er spürte, hörte und roch es. Es war ihm so nah, dass er sein fauliger Atem über Marcs Nacken strich. Dass er es nicht sehen konnte machte es nur noch furchterregender. „Nein!“ flüsterte er während seine nackten Füße dumpf auf das Kopfsteinpflaster klatschten. Das Klicken der riesigen Klauen die seinen Verfolger näher trugen, war viel lauter zu hören als seine eigenen Schritte. Er brauchte Hilfe, doch es schien als wäre die Welt ausgestorben. Abgesehen von dem Alptraumwesen hinter ihm war er allein. Er musste in Bewegung bleiben mit seinem Verfolger im Nacken und hoffen, dass er irgendwo Hilfe fand. Dabei hatte er das Gefühl auf der Stelle zu treten weil das Ding immer direkt hinter ihm war, ja regelrecht an ihm klebte vollkommen egal wie schnell er lief. Die Muskeln in seinen Beinen spannten sich bis zum Zerreißen und bei jedem Atemzug war es als würde er Säure in seine Lungen saugen. Marc musste die Hauptstraße erreichen, andere Menschen boten Sicherheit. Wie genau sie das tun sollten war ihm nicht klar, aber diesem Prinzip durfte er nicht zweifeln. Es war der einzige Plan den er hatte, und wenn er ihn aufgab, konnte er genau so gut gleich anhalten und darauf warten, dass es vorbei war. Das Klicken der Krallen zerrte an seinen Nerven. Die knurrenden Atemzüge des Dings brachten ihn fast um den Verstand, denn er hörte sie so laut als wären es seine eigenen. Marc kam an eine Kreuzung und bog seinem Bauchgefühl folgend nach rechts ab. Er kannte sich hier nicht aus, ein Weg war also so gut wie der andere. Und tatsächlich schien er die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Von hier aus konnte er Verkehrslärm hören, weit konnte er von der Hauptstraße also nicht mehr entfernt sein. Wer hätte geahnt, dass vorbeirasende Autos sich so schön anhören konnten! Marc bog in eine weitere Gasse ein, die ihn auf den Lärm zuführte und glaubte sich schon fast in Sicherheit. Diesmal hatte er aber den falschen Weg gewählt. Er schlitterte an einem stinkenden Stapel Pappkartons vorbei und fand sich vor einer massiven Wand aus Backsteinen wieder. Eine Sackgasse! Abrupt blieb er stehen und auch das Klicken der Krallen verstummte, der hechelnde Atem seines Verfolgers hielt einen Moment inne. Das Ding stand genau hinter ihm. Marc konnte seinen riesigen Körper spüren und die Aggressivität die es aus jeder seiner Poren troff. Der Geruch des Todes kroch klebrig in Marcs Nase. Er haftete schlimmer an der Bestie als ihr animalischer Gestank. Marc konnte sich nicht umdrehen. Die Angst hatte seine Muskeln in Stein verwandelt, nichts an seinem Körper wollte ihm mehr gehorchen und er hatte schon Angst er würde sich in die Hose pinkeln. Aber selbst darauf kam es wohl nicht mehr an, denn niemanden würde es interessieren ob er sich nassgemacht hatte bevor dieses Ding ihn in Stücke zerriss. Unfähig auch nur seine Augen zu schließen wartete Marc auf das Unvermeidliche. Vielleicht hätte er versucht zu kämpfen, wenn er nicht gesehen hätte was mit dem Mädchen geschehen war. Andererseits, wie sollte man gegen etwas kämpfen, dass man nicht sehen konnte? Ein Knurren, sehr viel höher als das der Bestie erklang plötzlich hinter Marc und er spürte wie das Ding von ihm zurückwich. Das Leben kehrte in seinen Körper zurück und obwohl er es eigentlich nicht wollte musste er sich umdrehen. Marc musste wissen was hinter ihm geschah er ertrug es nicht mehr abzuwarten. Das was er für einen Stapel Pappkartons gehalten hatte, war die Unterkunft eines Penners, Marc konnte die abgewetzten Schuhe an den Füßen des Mannes sehen. Sie waren das einzige was zwischen den Kartons herausragte. Anscheinend war das was Marc für einen Haufen Müll gehalten hatte die Behausung des bedauernswerten Mannes. Der Penner schlief immer noch, unwissend welche Schrecken sich ganz in seiner Nähe abspielten. Neben den Füßen des Obdachlosen saß ein kleiner schmutziger Mischling, das verfilzte Fell gesträubt und knurrte das Ungeheuer an. Jetzt konnte Marc es auch wieder sehen und im Licht der flackernden Straßenlaterne war es noch hässlicher als zuvor. Das Ding duckte sich und versetzte dem Mischling einen Schlag mit seiner gewaltigen Pranke, der den kleinen Hund durch die Luft segeln ließ wie eine gliederlose Puppe. Mit einem dumpfen Jaulen landete er nicht weit entfernt von Marcs Füßen. Die Bestie verschwendete keine weitere Zeit und stürzte sich auf den Penner. Kartons flogen zur Seite oder wurden einfach unter dem haarigen Gewicht des Dings zerquetscht. Der Penner stieß einen schrillen, qualvollen Schrei aus, der schmerzhaft in Marcs Ohren wiederhallte. Marc konnte sehen wie der Mann mit den Armen ruderte und versuchte nach der Bestie zu greifen. Aber genau so gut hätte er versuchen können einen Felsen mit bloßen Händen zu verrücken. Die Hand, die versucht hatte den Kopf des Ungeheuers fortzustoßen, wurde ihm abgerissen. der Knochen zersplitterte unter den monströsen Kiefern wie ein trockenes Stück Holz. Als das Fleisch des Mannes zerriss, hörte es sich an als würde jemand nassen Stoff auseinander reißen. Der Schrei des Penners wurde zu einem immer leiser werdenden Wimmern, das schließlich ganz erstarb, als die Lunge des Mannes zerfetzt wurde. Zu Marcs Füßen rappelte sich der kleine Mischling wieder auf. Sein rechter Hinterlauf schien verletzt zu sein, er zog ihn ein wenig hinterher und fiepte leise. Nichts desto trotz nahm er mit Todesverachtung Kurs auf die Bestie. Er würde seinen Herrn verteidigen, was auch immer es kostete. Wahrscheinlich hatte der kleine Mischling schon öfter Prügel einstecken müssen, aber diesmal würde es ihn sein Leben kosten. Marc wollte den Hund festhalten, seine Hände ergriffen jedoch nur leere Luft. Ja, er hatte fast das Gefühl als seien seine Hände durch den Hund hindurch geglitten.... Lächerlich! So ein verrückter Gedanke! Der Mischling war trotz seiner Verletzung noch sehr schnell und er hatte ihn einfach nicht zu fassen gekriegt. Das war alles. Ganz sicher. Der kleine Hund stürzte sich auf das riesige Ungeheuer, doch wie erwartet war sein Mut ebenso vergeudet wie selten. Sein tapferer Angriff fand ein jähes Ende als die Krallen der Bestie seinen kleinen Körper in zwei Hälften zerteilten. Hundegedärme landeten mit einem feuchten Klatschen auf der Straße und Marc musste heftig würgen. Er wollte mehr denn je davon laufen, doch er konnte nirgendwo hin. Hinter ihm war die Mauer, vor ihm versperrte die massige Gestalt der Bestie den Weg. Aber vielleicht konnte er an dem Ding vorbeilaufen? Solange es mit den Überresten des Penners beschäftigt war konnte er sich vielleicht vorbeischleichen. Alles war so unwirklich, seine Gedanken wurden träge. Er musste jetzt handeln sonst war alles verloren. Marc tat gerade den ersten Schritt als eine Frauenstimme wie ein Peitschenhieb durch die Gasse fuhr. „Bleib genau wo du bist!“ Marc erstarrte. Zwei Männer mit finsteren Gesichtern und Doppelbockflinten im Anschlag flankierten die zierliche Frau, deren Worte Marc aufgehalten hatte. Blonde Locken umrahmten ihr zierliches Gesicht, und sie passte so wenig in diese Gasse wie eine Schneeflocke in die Hölle. Was Marcs Aufmerksamkeit jedoch wirklich auf sich zog war nicht ihr Aussehen sondern die schussbereite Armbrust mit der das Mädchen auf die Bestie zielte. Etwas blitzte silbern auf im fahlen Licht des Mondes. „Warum bist du nicht einfach geblieben wo du warst?“ in ihrer Stimme klang unterdrückter Ärger mit, fast so als spräche sie mit einem ungezogenen Kind und nicht mit einer zweieinhalb Meter großen Abscheulichkeit. Ihre beiden Begleiter standen vollkommen regungslos, wie Statuen aber ihre Kampfbereitschaft umgab sie wie eine blutig rote Aura. Das Ungeheuer zuckte zu ihnen herum, an seinen Krallen hingen große Fleischstücke die einmal zu dem Obdachlosen gehört hatten. Sein Knurren war so tief und laut als künde es ein Gewitter an. „Und womit hat der arme Kerl so einen Tod verdient?“ das Mädchen taxierte die Bestie mit einem kalten Blick. In ihren Augen stand keinerlei Überraschung oder Angst, nur Ärger verdunkelte die hellen Pupillen. Marc schenkte hingegen niemand Beachtung, es schien als wäre er gar nicht da. Selbst der tote Penner hatte mehr Erwähnung gefunden als er. Marc wusste nicht ob, er darüber verärgert oder erfreut sein sollte. Schneller als für das menschliche Auge sichtbar sprang das Tier los um sich auf seine Angreifer zu stürzen, doch noch bevor seine riesigen Pfoten es vom Boden katapultiert hatten, löste die Armbrust aus. Marc hörte den dumpfen Einschlag mit dem sich die Silberspitze des Bolzens in den mächtigen Brustkorb der Bestie versenkte und plötzlich spürte er selbst ein entsetzliches Brennen in der Brust. Einen Moment glaubte er fast an einen Herzinfarkt, doch dann zuckten Bilder durch seinen Kopf. Er sah.................... ....... den Park, hörte seine eigenen eiligen Schritte. Er wollte schnell nach Hause und hatte deswegen diese Abkürzung genommen. Jenny wartete sicher schon mit dem Abendessen auf ihn und sie machte sich immer gleich Sorgen wenn er zu spät kam. Dann sah Marc den riesigen Schatten, der aus dem Gebüsch brach und sich auf ihn stürzte. Schmerzen wüteten in seiner Brust, als würde ihn etwas zerreißen.................... Der furchtbare Gestank nach Tier....... .... Seine Finger die sich hilflos in struppiges Fell klammerten, ohne etwas tun zu können. Der Geschmack seines eigenen Blutes, das seinen Mund ausfüllte, als etwas seinen rechten Lungenflügel zerteilte...... .................. dann ein Knall, der Schuss einer Schrotflinte und das stinkende Gewicht wurde von seiner Brust gerissen.