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CHAMPIONS-LEAGUE-HALBFINALE : Landins Ruhe ist die Kieler Kraft Dem THW Kiel fehlen im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona wichtige Spieler. Umso mehr kommt es auf Torhüter Niklas Landin an. Für den Dänen ist das Alltag. Es sieht so gar nicht nach irgendetwas Besonderem aus zur Mittagszeit im Trainingszentrum Altenholz. Einige Profis des THW Kiel sitzen nach der Übungseinheit auf Turnbänken und warten, andere kommen gerade von der Körperpflege. Wer nach Nervosität oder Anspannung fahndet, hat sich in Niklas Landin garantiert die falsche Ansprechperson ausgesucht. Der 201 Zentimeter lange Torwart schleicht auf schwarzen Socken in die Halle, schaltet sein freundlichstes Lächeln ein (er guckt eigentlich nie böse, höchstens mal konzentriert) und kontert Fragen mit größter Selbstverständlichkeit: „Meine Verantwortung? Ich trage immer viel Verantwortung.“ Dass sie diesmal „besonders groß“ sei – dieses Spielchen umschifft Landin. An diesem Samstagabend (18.00 Uhr bei DAZN) wartet im Champions-League-Halbfinale der FC Barcelona auf den THW. Kiel ist ohne zwei seiner wichtigsten Spieler zum Finale Four nach Köln gereist: Abwehrchef Hendrik Pekeler und Angriffsmotor Sander Sagosen fehlen nach schweren Verletzungen. Nun müssten andere einspringen gegen den Titelverteidiger, sagt Landin lakonisch und meint Miha Zarabec und Nikola Bilyk. Alltag eines zweimaligen „Welthandballers Ohne Zweifel wird aber der Torwart vorangehen müssen, um die Kieler Chancen auf den Finaleinzug am Tag darauf zu wahren. Als besondere Belastung scheint der Däne das nicht zu begreifen. Eher als Alltag. Es ist der Alltag eines zweimaligen „Welthandballers“. Manche, wie sein Teamkollege Patrick Wiencek, sehen in Landin schon den besten Torwart der Handballgeschichte. Landin schmunzelt. „Ich habe ein paar Endspiele erlebt“, sagt er, „das hilft mir. Ich lasse mich von der Atmosphäre nicht zu sehr beeindrucken.“ Er hat die „Big Five“ des Welthandballs gewonnen – ist Olympiasieger, Weltmeister, Europameister, Champions-League-Sieger und Deutscher Meister. Dabei ist Landin so unprätentiös geblieben, wie es wohl nur Skandinaviern gelingt. Wo andere einknicken, wenn es drauf ankommt, entfaltet der 33 Jahre alte Däne seine volle Wirksamkeit. Er hat sich im Laufe seiner Karriere eine besondere Fähigkeit angeeignet. Selbst, wenn es anfangs nicht läuft, er keine Hand an den Ball bringt, löst er sich aus diesen Frustmomenten. Landin wird dann ausgewechselt, beobachtet, analysiert, und kommt nach ein paar Minuten mit neuen Erkenntnissen zurück. Wie gelingt das? „Es ist eine Mischung aus Talent, Erfahrung, Mentalem und viel Arbeit“, sagt Landin. „Waren wir 2020 denn Favorit?“ Frisch ist beim THW die Erinnerung an den Kölner Triumph vom Dezember 2020. Pandemiebedingt vor leeren Rängen rangen die Kieler im Halbfinale Veszprem nieder, ließen dann Barcelona im Endspiel keine Chance. Mittendrin Landin, der den Ungarn mit späten Paraden den Sieg wegschnappte, gegen die Spanier dann 16 Würfe abwehrte (neun im zweiten Durchgang) und den Weg zum vierten Erfolg in der Meisterklasse freimachte. Jetzt freue er sich auf eine volle Arena, sagt Landin. 20.000 Fans werden erwartet. Ob es ein Vorteil sei, diesmal wegen der Ausfälle als Außenseiter zu starten? „Waren wir 2020 denn Favorit?“, antwortet er lächelnd: „Wir wissen, wie man in solche Spiele geht.“ Sicher sei es in den Köpfen Barcelonas, das Finale 2020 verloren zu haben, erlaubt sich Landin eine kleine Stichelei. Und wenn es einem deutschen Team zuzutrauen ist, Rückschläge wegzustecken und auf den Punkt da zu sein, dann diesen Kielern mit all ihrer Erfahrung und Trainer Filip Jicha, der nachgewiesen hat, dass er weiß, wie man Endspiele erreicht – und gewinnt. Charmant lächelt Landin die Brisanz des Torartduells weg. Niklas Landin gegen Gonzalo Perez de Vargas. „Wir haben uns mal geschrieben, als keine Spiele waren, aber ich kenne ihn gar nicht, wirklich nicht“, sagt Landin. Der große Däne gegen den kleineren Spanier. Es gibt keine besseren Keeper. Landin sagt nur: „Ich konzentriere mich auf ihre Angriffe, und er auf unsere.“ Mehr sei da nicht.