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Lektion sechs: Einführung in die Semantik. Semantik als Teildisziplin der Linguistik wird als die Lehre von der Bedeutung von einfachen und komplexen sprachlichen Elementen wie Wörter, Phrasen, Sätze und Texte definiert. Bedeutungsarten Grundsätzlich gibt es drei Arten von Bedeutung: Denotation, Konnotation und Lehnbedeutung. Denotation ist die formale Beziehung zwischen dem Zeichen und dem bezeichneten Gegenstand oder Sachverhalt in der außersprachlichen Wirklichkeit. Synonyme der Denotation sind wörtliche Bedeutung oder Hauptbedeutung zum Beispiel das Herz als Organ. Konnotation ist die assoziative, emotionale, stilistische, wertende Bedeutung des Wortes, bzw. Zeichens. Begleitvorstellung und Nebenbedeutung sind Synonyme der Konnotation (zum Beispiel das Herz als Liebessymbol). Lehnbedeutung: Die aus einer anderen Sprache entlehnte Bedeutung wird Lehnbedeutung genannt zum Beispiel der Held als Spielfigur wurde aus der amerikanischen Filmterminologie entlehnt. Bedeutungsebenen Die Bedeutung entsteht auf drei Grundebenen. Die erste ist die Wortebene, daher als Wortsemantik bezeichnet. Hier handelt es sich um die Bedeutung eines einzelnen Wortes, also um die Wortbedeutung. Satzsemantik oder Satzbedeutung ist die Semantik, deren Gegenstand die Bedeutung ganzer Sätze ist. Bei der Textsemantik geht es um die Gesamtbedeutung eines Textes, die semantische Struktur und die semantischen Relationen im Text. Bedeutungsrelationen Die Hyponymie / Hyperonomie oder die Ober- Unterbegriffsrelation beschreibt die wechselseitige Beziehung zwischen zwei Lexemen, die durch ihr logisch-semantisches Verhältnis hierarchisch angeordnet werden können. Das Hyponym (Unterbegriff) enthält dabei alle Bedeutungskomponenten des Hyperonyms (Oberbegriff), so dass sich die logische Unter- bzw. Überordnung aus dem semantischen Verhältnis der beiden Ausdrücke ergibt. Das Hyperonym ist also in Bezug auf seine Bedeutung in der des Hyponyms enthalten, welches selbst zur Menge der Denotate des Hyperonyms gehört. (zum Beispiel Blume: Aster, Gänseblümchen, Alpenveilchen, Akelei usw.) Zweideutigkeit oder Ambiguität Die Ambiguität ist auf lexikalischen und syntaktischen Ebenen zu untersuchen. Zuerst führen wir die lexikalischen Ambiguitätsrelationen ein. Die Homophonie: Die Homophonie ist ein Typ lexikalischer Mehrdeutigkeit. Homophone oder phonetisch gleichlautenden Ausdrücke verfügen über identische Aussprache bei unterschiedlicher Bedeutung und oft unterschiedlicher Orthographie. Der Homophonie liegt häufig ursprüngliche Homographie zugrunde, die durch offizielle Schreibregelungen beseitigt wurde. Homophonie ist ein Spezialfall der Homonymie. Beispiele für Homophonie sind Meer - mehr, Saite - Seite, viel - fiel, Wende - Wände. Die Homographie ist eine andere Form lexikalischer Ambiguität: Zwei Ausdrücke sind homograph, wenn sie in orthographischer Form übereinstimmen, aber verschiedene Aussprache und Bedeutung haben. Da homographe oder gleich geschriebene Ausdrücke etymologisch in aller Regel nicht miteinander verwandt sind, werden sie im Lexikon unter verschiedenen Einträgen aufgeführt. Homographie ist ein Spezialfall der Homonymie. Beispiele für Homographie sind zum Beispiel. übersetzen – übersetzen, überlegen – überlegen. Die Homonymie beinhaltet zwei Bedeutungseigenschaften: die Homophonie (Gleichklang) und die Homographie (gleiche Schreibweise). Homonyme sind also Ausdrücke gleicher Laut- und Schreibweise, die aber dennoch unterschiedliche Bedeutungen haben. Wörter wie Bank, See, Erde, Flügel und viele mehr sind homonyme Begriffe. Ambiguitäten treten nicht nur in den Lexemen/Wörtern, bzw. Morphemen auf, sondern auch in den Sätzen. So kommen wir auf die Syntaktische Ambiguität. Syntaktische Ambiguität wird in der Literatur auch strukturelle oder grammatikalische Ambiguität genannt und verweist auf das Vorhandensein von zwei oder mehr möglichen Bedeutungen innerhalb eines einzelnen Satzes oder einer Phrase. Die beabsichtigte Bedeutung einer syntaktisch mehrdeutigen Phrase kann im Allgemeinen - wenn auch nicht immer - durch den Kontext ihrer Verwendung bestimmt werden. Die Methode, die Bedeutung zu bestimmen nennt man Disambiguierung. Wir haben den Mann im Mond gesehen. Besuche bei Verwandten können langweilig sein. Die Bäuerin verkaufte die Kuh, weil sie alt und krank war. Peter sah den Polizisten mit dem Fernglas. Peter fuhr seinen Freund sturzbetrunken nach Hause. Ich traf den Sohn des Nachbarn mit dem Gewehr. Alle diese Äußerungen sind ambig. Bei den Erläuterungen zur Ambiguität bis jetzt handelte es sich vorwiegend um Zweideutigkeiten. Eine andere Form von Ambiguität ist die Mehrdeutigkeit, also die Polysemie. Polysemie heißt Mehrfachbedeutung. Ein Begriff ist polysem, wenn ein und dasselbe Lexem mit identischer Form verschiedene Inhalte oder Bedeutungen zusammenfasst. Für Polysemie können folgende Wörter als Beispiel gegeben werden: Seite (Buchseite), (Körperseite), (lokale Seite); grün (Farbeigenschaft), (unreif) und (unerfahren), (frisch), Schloss (Schließvorrichtung, Gebäude) sind Beispiele für Polysemie. Eine weitere semantische Relation ist die Synonymie oder andere Bezeichnung. Unter Synonymie versteht man die semantische Beziehung der Bedeutungsgleichheit bzw. Bedeutungsähnlichkeit von zwei oder mehreren sprachlichen Ausdrücken. Samstag und Sonnabend, gesprochen und mündlich, bekommen und kriegen und viele mehr sind Beispiele für Synonymie. Die fünfte semantische Relation ist die Teil-Ganzes-Relation zwischen den Lexemen, also Holonymie und Meronymie oder Partonymie. Die Ganz-Teil-Beziehung zwischen den Begriffen wird als Holonymie bezeichnet. Etwas ist Ganzes von anderen Teilen, wobei das Holonym das Ganze oder das Übergeordnete bezeichnet. Hier einige Holonymie-Beispiele: Die Woche ist ein Holonym von sieben Tagen, das Jahr von zwölf einzelnen Monaten. Die Umkehrung der Teil-Ganzes-Relation wird als Meronymie oder Partonymie bezeichnet. Meronyme sind Bestandteile oder Mitglieder eines übergeordneten Begriffs, eines Holonüms. Zum Beispiel jeder einzelne Tag (Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag) sind die Teile des Überbegriffs ‚Woche‘, anders gesagt Meronyme oder Partonyme des Holonyms ‚Woche‘; Montag, zum Beispiel ist Meronym. Die 6. semantische Relation ist die bildhafte Beschreibung oder die Bedeutungsübertragung, also die Metapher. Die Metapher ist ein sprachlicher Ausdruck mit bildhaftem Inhalt. Ein bestimmtes Wort wird dabei aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang gerissen und in einen anderen eingefügt, ohne dass ein direkter Zusammenhang besteht. Die Metaphern können sowohl auf morphologischer als auch syntaktischer Ebene auftreten, d.h. eine Metapher kann in Form eines einzelnen Wortes, einer Phrase oder eines Satzes erscheinen. Lexeme wie Löwe, Warteschlange oder Phrasen, bzw. Redewendungen wie Schmetterlinge im Bauch haben, die Nadel im Heuhaufen suchen und viele andere mehr sind Beispiele für Metapher. Die nächste nennenswerte semantische Beziehung ist der Gegensatz, das Gegenwort, das Gegenteil, die Gegenbedeutung oder der Kontrast. Die erste Oppositionsrelation ist die Antonymie. Die semantische Beziehung zwischen zwei Gegensatzwörter oder den Wörtern, die gegensätzliche Bedeutungen aufweisen nennt man Antonymie. Antonym wird als ein sprachliches Gegenwort, auch Oppositionswort, bezeichnet. Demzufolge meint das Antonym ein Wort, dessen Bedeutung den absoluten Gegensatz, also das genaue Gegenteil eines anderen Wortes meint. Die Antonyme treten oft in einer binären, dichotomischen Form und werden die Wörter des Gegensinns genannt. Adjektive wie groß und klein, arm und reich, ledig und verheiratet, tot und lebendig und viele andere mehr sind Bespiele für binäre Kontraste. Ein anderes semantisches Kontrastverhältnis ist die Komplementarität, wobei es um zwei sprachliche Ausdrücke handelt, die sich gegenseitig ausschließen und einen gemeinsamen Objektbereich vollständig abdecken. Die komplementären Begriffe sind binär und nicht graduierbar. Beispiele für die Komplementarität sind die Dichotomien wie Junge und Mädchen, Mann und Frau, verheiratet und ledig, tot und lebendig. Diese gegensätzlichen Begriffe sind binär, also in zwei Teile unterteilbar, können aber nicht graduiert werden. Die Graduier-, bzw. Skalierbarkeitsrelation zwischen den kontrastiven Elementen wird als die Polaritätsrelation bezeichnet. Zum Beispiel die Adjektive wie groß und klein sind polare Kontraste, d.h. sie können wie folgt graduiert werden: sehr groß - groß - weniger groß - klein - weniger klein - sehr klein, am kleinsten. Die vorletzte semantische Relation ist die Konversion, bei der die Bedeutungen sich gegenseitig voraussetzen oder Gegensätzlichkeit der Bedeutung, die sich ergibt, wenn ein Vorgang von zwei verschiedenen Standpunkten aus betrachtet wird (zum Beispiel: der Lehrer gibt dem Schüler ein Buch – der Schüler erhält vom Lehrer ein Buch oder Wenn Dorothea die Ehefrau von Klaus ist, dann ist Klaus der Ehemann von Dorothea. Die letzte semantische Relation, die ich in dieser Unterrichtseinheit erwähnen will, ist die Metonymie, die ins Deutsche als Namensvertauschung oder Umbenennung übersetzt werden könnte. Ein Metonym wird durch Ersetzung eines Begriffs durch einen solchen gebildet, der in gedanklicher Beziehung zu dem zu Bezeichnendem steht. Zum Beispiel Schiller lesen, ein Glas trinken, Berlin entscheidet. Mit diesen Erläuterungen zur Semantik schließen wir die zweite Unterrichtseinheit ab. Sie können sich nun an der dritten Unterrichtseinheit beteiligen und sich die einführenden Informationen zur Pragmatik und Semiotik holen.