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8. Wie vor ihm Aristoteles, so bemerkt auch Herr Hobbes, daß es zwei Quellen für die Beweise gäbe: die Vernunft und die Autorität. Was die Vernunft anbelangt, so sagt er, aus den göttlichen Attributen entnommene Beweisgründe, von ihm als schlüssig, einen verständigen Sinn enthaltend bezeichnet, seien zulässig; aber er nimmt noch andere an, von denen man nichts begreift, leere Formeln, durch die wir Gott zu ehren wähnen. Ich vermag jedoch nicht einzusehen, inwiefern man Gott durch Formeln ehren könne, die nichts bedeuten. Vielleicht sind für Herrn Hobbes, wie auch für Spinoza, Weisheit, Güte und Gerechtigkeit in Beziehung auf Gott und das Universum nur Fiktionen, da die Grundursache, ihrer Ansicht nach, durch ihre notwendige Macht, nicht durch die Wahl ihrer Weisheit handelt: eine Ansicht, deren Irrigkeit ich zur Genüge aufgezeigt habe. Herr Hobbes scheint sich nicht deutlich genug erklären zu wollen, weil er befürchtet, den Leuten Ärgernis zu geben; und das ist sehr löblich. Deshalb hatte er auch, wie er selbst sag, den Wunsch, nichts von den Pariser Verhandlungen zwischen ihm und dem Bischof zu veröffentlichen. Er fügt hinzu, es sei nicht gut zu behaupten, eine von Gott nicht gewollte Handlung träte ein, weil damit tatsächlich behauptet werde, daß es Gott an Macht gebricht. Aber gleichzeitig fügt er noch hinzu, es sei noch weniger gut, das Gegenteil zu behaupten und von ihm auszusagen, er wolle das Böse, weil das nicht ehrenhaft sei und es scheine, als wolle man ihm einen Mangel an Güte vorwerfen. Er glaubte also, bei diesen Gegenständen sei das Aussprechen der Wahrheit nicht gut und er hätte recht, wenn die Wahrheit in den von ihm aufgestellten paradoxen Meinungen bestände; denn nach Ansicht dieses Autors scheint Gott wirklich keine Güte zu besitzen, oder besser, sein sogenannter Gott scheint weiter nichts als die blinde Natur der angehäuften materiellen Dinge zu sein, welche nach den mathematischen Gesetzen mit absoluter Notwendigkeit handeln, wie die Atome in Epikurs System. Wäre Gott so, wie es die Großen hinieden zuweilen sind, dann wäre es allerdings nicht angebracht, alle Wahrheiten, die auf ihn Bezug haben, zu verkünden; aber Gott gleicht keinem Menschen, der oft seine Absichten und Handlungen verbergen muß, es ist vielmehr immer erlaubt und vernünftig, die Beschlüsse und Handlungen Gottes zu veröffentlichen, denn sie sind stets gut und lobenswert. Also darf man immer von den die Gottheit betreffenden Wahrheiten reden, wenigstens was das Anstoßerregende anbetrifft, und wir haben, wie uns scheint, auf eine Weise, welche die Vernunft zufriedenstellt, ohne gegen die Frömmigkeit zu verstoßen, dargetan, wie es zu verstehen ist, dai3 der göttliche Wille wirksam ist und an der Sünde mitwirkt, ohne daß seine Weisheit und Güte darunter leiden. 9. Was die der Heiligen Schrift entnommenen Belegstellen anbelangt, so teilt sie Herr Hobbes in drei Abteilungen; die einen, so sagt er, zeugen für mich, die anderen sind neutral, und die dritten scheinen meinem Gegner Recht zu geben. Die Stellen, die seiner Ansicht günstig sein sollen, sind die, welche Gott zur Ursache unseres Willens machen. Wie z.B. Gen. 453, wo Jos'eph zu seinen Brüdern sagt: .Und nun bekümmert euch nicht, und denkt nicht, daß ich darum zürne, daß ihr mich hierher verkauft habt; denn um eures Lebens willen hat mich Gott vor euch her gesandt<<, und Vers 8: »Ihr habt mich nicht hergesandt, sondern Gott.« Gott spricht Exod. 7,3: >Ich will Pharaos Herz erhärten.« Und Deuter. 2,30 sagt Moses: *Aber Sihon, der König zu Hesbon, wollte uns nicht hindurchziehen lassen durch sein Land. Denn der Ewi- ge, Dein Gott, verhärtete seinen Mut und verstockte ihm sein Herz, auf daß er ihn in Deine Hände gäbe.« David sagt über Simei, 2. Sam. 16,lO die Worte: »Laßt ihn fluchen, denn der Herr hat's ihm geheißen: Fluche David! Wer kann nun sagen: warum tust Du also?« 1. Könige, 12,15 heißt es: ,>Der König (Rehabeam) gehorchte dem Volk nicht: denn es war also gewandt von dem Herrn.« Hiob, 12,16: »Sein ist der da irret und der da verführet.« Vers 17: »Er macht die Richter toll.« Vers 24: »Er nimmt weg den Mut der Obersten des Volkes, und macht sie irre in der Wüste.« Vers 25: »Er macht sie irre wie die Trunkenen.« Gott redet vom König AsSyriens, Jes. 10,6: »Ich will ihn senden wider das Volk, daß er's beraube und zertrete wie Kot auf der Gasse.<< Und Jeremias spricht, Jeu. 10,23: »Ich weiß, Herr, daß des Menschen Tun stehet nicht in seiner Gewalt und stehet in niemands Macht, wie er wandele oder seinen Gang richte.< Zu Hesekiel sagt Gott, 3,20: »Wenn sich ein Gerechter von seiner Gerechtigkeit wendet, und tut Böses, so werde ich ihn lassen anlaufen, daß er muß sterben.« Joh. 4,44 spricht der Erlöser: »Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat.« Der heilige Petrus, Apostelgeschichte 2,23: »Ihr habt Jesus genommen (durch die Hände der Ungerechten), nachdem er aus bedachtem Rat und Vorsehung Gottes übergeben war.« Apostelgeschichte 4,27/8: »Sie haben sich versammelt (über Deinen heiligen Knecht Jesus, welchen Du gesalbet hast), Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und dem Volke Israel, zu tun, was Deine Hand und Dein Rat zuvor bedacht hat, daß es geschehen solle.« Der heilige Paulus, Röm. 9,16: »So liegt es nun nicht an jemands Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.« Ebenda, Vers 18: »So erbarmet er sich nun, welches er will und verstocket, welchen er will. Vers 19: »So sagest Du zu mir: Was schuldiget er denn uns? Wer kann seinem Willen widerstehen?« Vers 20: »Ja, lieber Mensch, wer bist Du denn, daß Du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst Du mich also?« 1. Kor. 4,7: *Denn wer hat Dich vorgezogen? Was hast Du aber, daß Du nicht empfangen hast.« I. Kor. 12,6: »Und es sind mancherlei Kräfte, aber es ist ein Gott, der da wirket alles in allen.« Ferner Eph. 2,lO: »Wir sind ein Werk, sgeschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat, daß wir darinnen wandeln wollen.« Und Phil. 2,13: »Gott ist's, der in Euch wirket beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.« Man könnte diesen Stellen noch alle jene anreihen, in denen Gott zum Urheber aller Gnade und aller guten Neigungen gemacht wird, sowie alle, die da sagen, im sündigen Zustande seien wir gleichsam tot. t. 10. Jetzt mögen die nach Ansicht des Herrn Hobbes neutralen Stellen folgen. Es sind diejenigen, wo in der Heiligen Schrift gesagt wird, der Mensch habe die Wahl zu handeln, wenn er will, und nicht zu handeln, wenn er nicht will. Zum Beispiel Deuter. 30,19: ,)Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen. Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, daß Du das Leben erwählest, und du und dein Same leben möget.« Und Jos. 24,15: »Erwählet euch heute, welchen ihr dienen wollt.« Gott spricht zu Gad, dem Propheten 2. Sam. 24,12: »Gehe hin und rede mit David: So spricht der Herr: Dreierlei bringe ich zu Dir: erwähle Dir der eines, daß ich es Dir tue.« Jes. 7,16: »Denn ehe der Knabe lernet Böses verwerfen und Gutes erwählen.« Die Stellen endlich, die Herr Hobbes für seiner Ansicht entgegengesetzt hält, sind alle jene, in denen hervorgehoben wird, daß der Wille des Menschen mit dem göttlichen Willen nicht übereinstimmt, wie ]es. 5,4: »Was sollte man doch mehr tun an meinem Weinberge, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn Heerlinge gebracht, da ich wartete, da8 er Tauben brächte?. Und Jer. 19,5: »Sie haben dem Baal Höhen gebaut, ihre Kinder zu verbrennen dem Baal zu Brandopfern, welches ich ihnen weder geboten, noch davon geredet habe, dazu in mein Herz nie gekommen ist.« Hos. 13,9: »Israel, du bringest dich in Unglück; denn dein Heil stehet allein bei mir.. I. Timoth. 2, 4: »Gott will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.« Er gibt zu, daß er noch eine Menge anderer Stellen zitieren könnte, wie jene, worin Gott die Ungerechtigkeit nicht will, sondern die Errettung des Sünders, und überhaupt alle die, aus denen hervorgeht, Gott gebiete das Gute und verbiete das Böse.